New York: Ein starker Abend über Kirchenreform und ein Portier mit Tausenden Red Ribbons

Letzte Station: Manhasset, New York: Lokale Veranstalter & Schüller auf den Stufen der St. Patrick's Cathedral, kurz vor Übergabe der gesammelten Bänder, 07-08-2013

Manhasset, NYC: Vor der St. Patrick’s Cathedral mit den gesammelten „red ribbons“, 07-08-2013

Pat Paone kämpft seit vielen Jahrzehnten um eine offene und nach vorne schauende Kirche. Mit ihren Weggefährtinnen und Weggefährten hatte sie auch für den Abend im Saal der Unitarian Universalist Congregation sehr viele Menschen zusammentrommeln können. Als sie begrüßt und dabei von „u n s e r e r  Kirche“ spricht, spürt man ihre starke Verbundenheit. Diese Verbundenheit hat sich nicht davon irritieren und entmutigen lassen, dass ihre Vorstellungen von Kirche mitsamt der vielen Erfahrung  in Leben und Glauben von der Kirchenleitung arrogant als „zu wenig gläubig“ oder unbedeutend beiseite geschoben werden. Auch an diesem Abend in New York, der Stadt der Vereinten Nationen und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948, wird die Forderung nach Grundrechten für alle in unserer Kirche laut, – wie schon bei den Treffen in den anderen Städten.

Letzte Station: Manhasset, New York. Schüller mit den gesammelten Teilnehmer-Bändern, 07-08-2013

Am Tag danach überbringen wir die eingesammelten roten Bänder der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Abenden dieser 15 Städte -Tour dem Erzbischof von New York. Aber weder ihm selbst noch jemandem aus seinem Büro konnten die Bänder übergeben werden. Wir sollten sie an der Portierloge des Zentrums der Erzdiözese abgeben, hatte es nach fast zwei Monate langen Bemühungen des Organisationsteams um einen Übergabetermin geheissen. Der Portier nimmt den Korb etwas verdutzt, aber sehr freundlich entgegen.

Davor hatten wir mit den roten Bändern die St. Patricks Cathedral aufgesucht. Auf deren Stufen gab es noch ein Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern von Kirchenreformbewegungen in den USA. Beim Verlassen der  Kathedrale nach einem kurzen Gebet waren uns einig: Dieses Kirchengebäude, eingezwängt zwischen den modernen Wolkenkratzern und zur Zeit aussen und innen bis oben eingerüstet, ist ein treffendes Symbol für die Kirche: für ihrenBedarf an Erneuerung und für ihren Auftrag, Kirche für diese Zeit und deren Menschen zu sein.

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7 Antworten zu New York: Ein starker Abend über Kirchenreform und ein Portier mit Tausenden Red Ribbons

  1. Johann Amann (Leiter des Projektes "Volksuniversität Kiev") schreibt:

    Herr Pfr. Schüller, was ist Ihr Resumee von Ihrer Reise in die USA?

    Wenn in katholischen Kreisen von DER Kirche die Rede ist, dann ist immer die Kath. Kirche gemeint. Wer hat Ihnen in den USA Gastfreundschaft gewährt: die Kath. Kirche oder andere christliche Gemeinschaften?

    Besteht nicht ein erster Schritt einer Reformbewegung in der Kath. Kirche – wenn sie sich als christliche Kirche versteht – darin: nicht mehr von der Kath. Kirche als DER Kirche zu sprechen, sondern von der CHRISTLICHEN KIRCHE – auch wenn diese viele unterschiedliche Gesichter hat.

    In der frühen Geschichte des Christentums hatte der Bischof von Rom, der sich später dann Papst nannte, tatsächlich eine grosse Autorität in der christlichen Welt. Als aber die Leiter des Vatikans in zunehmendem Masse Lust an Macht und weltlichem Glanz bekamen, hat sich das geändert.

    Die reformatorische Bewegung hat dann vieles in Europa verändert – und schliesslich in den USA Wurzel gefasst. Auch das politische Zentrum hat sich vom „katholischen Europa“ nach und nach auf die USA verlagert (ob es nicht bald in den Fernen Osten weiter wandern wird, ist eine andere Frage).

    Sollte die Pfarrer-Initiative nicht mehr von den CHRISTLICHEN Werten sprechen – und sich von der dogmatischen Lehre der Kath. Kirche langsam verabschieden? Immer mehr haben ohnehin grösste Zweifel daran, dass die Kath. Kirche in ihrer traditionellen Form noch zu retten ist.

    Nicht der Bischof von Rom – oder der Papst der Kath. Kirche – ist die zentrale Person der christlichen Religion, sondern Jesus Christus! An ihm und seiner Lehre muss sich logischer Weise jede christliche Gemeinschaft orientieren.

    Wer ist Jesus Christus? Was ist das „Reich Gottes“ und was ist das „Reich des Fürsten dieser Welt“? Und welches sind die Werte, nach denen sich – nicht „Katholische Kirchenbürger“ -, sondern „Bürger des Reiches Gottes“ in ihrem Leben orientieren sollen? Das sind die zentralen Fragen.

  2. Johann Amann (Leiter des Projektes "Volksuniversität Kiev") schreibt:

    Sehr geehrter Herr Pfr. Schüller,
    der Herr mit dem bekannten Familiennahmen „Ratzinger“ hat auf Ihrem Blog auf die Jüngere Generation hingewiesen. Welche Rolle spielt die JG bei den Reformbemühungen der PI?

    Sind die kircheninternen Meinungsverschiedenheit bezüglich Sakramentenspendung und Sakramentenempfang so wichtig?

    Müsste eine „Kirchenreform“ in unserer Zeit nicht mehr auf die Lösung der Probleme in unserer Gesellschaft ausgerichtet sein?

    Worin sehen Sie die Hauptrobleme in unserer Gesellschaft – und wie könnten die Lösungen ausschauen?

    Sie haben vom „Kirchenbürger“ gesprochen. Erinnert das nicht ein bisschen an eine neue Art von „Kirchenstaat“?

    Im NT ist vom „Reich Gottes“ und vom „Reich des Fürsten dieser Welt“ die Rede. Was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Reichen? Was verstehen Sie unter „Reich Gottes?

    Ihre Tour in die USA ist nun zu Ende. Wäre es möglich, dass Sie nun in ein Gespräch mit jenen treten, die sich auf Ihrem Blog zu Wort gemeldet haben und vielleicht noch melden werden – gewissermassen eine Conversation über Inernet. Wäre das möglich?

    Mit besten Grüssen aus Kiev
    Johann Amann

  3. Johann Amann (Leiter des Projektes "Volksuniversität Kiev") schreibt:

    EIN PERSÖNLICHES WORT AN FATHER HELMUT SCHÜLLER

    Sehr geehrter Herr Pfr. Helmut Schüller!

    Ich habe mich zu Ihren Berichten aus den USA ziemlich oft zu Wort gemeldet (37 x) – weil für mich das Thema „Reform der Kirche“ etwas ist, das mich immer sehr beschäftigt hat. Meine Beiträge waren manchmal zustimmend, aber manchmal auch kritisch.

    Vor allem bin ich der Meinung:
    Die Grundanliegen der Pfarrer-Initiative sind zwar berechtigt, aber es muss auch gefragt werden, wie sie REALISTISCHER Weise umgesetzt werden können?
    Vor allem meine ich auch, dass eine Reformbewegung innerhalb der Kath. Kirche auch das Ziel genauer kennen muss, auf das sich die Arbeit der Kirche hinbewegen soll. Und dieses Ziel hat damit zu tun, dass wir uns über die Schöpfungsordnung mehr Gedanken machen müssen – analog zu einem Arzt, der eine Vorstellung vom gesunden Menschen haben muss, wenn er einen kranken Menschen heilen möchte. Es muss auch beachtet werden, dass die Heilsgeschichte ein geschichtlicher Prozess ist, bei dem es auch eine Entwicklung gibt.

    Eine andere Sache ist:
    Ich habe auch darauf hingewiesen, dass in der orthodoxen Kirche (ich lebe schon fast 10 Jahre in der orthodoxen Welt der Ukraine) auch Verheiratete Priester sein können.
    Und so meine ich, dass ein Weg gefunden werden könnte, dass durch eine „Kooperation“ mit der orthodoxen Kirche (die natürlich auch an „oberster Stelle“ diskutiert werden müsste) auch in der kath. Kirche das Priestertum für Verheiratete möglich wird – ohne dass die „katholische Tradition“ zu sehr strapaziert wird.

    Konkret meine ich Folgendes:
    Nach Ihrer Reise in die USA könnten sie nun einmal Ihren Blick in den Osten werfen und ev. eine Reise nach Kiev planen. Das Programm müsste hier allerdings etwas anders aussehen. Es könnte und sollte eher den Charakter einer Konferenz haben, an der – sozusagen auf neutralem Boden – vor allem Interessierte aus dem Westen teilnehmen sollten.
    Eine solche Konferenz könnte im Rahmen des Bildungsprojektes „Volksuniversität Kiev“ durchgeführt werden. Im Rahmen dieses Bildungsprojektes gibt es zahlreiche Kooperationen mit verschiedenen christlichen und kulturellen Organisationen – natürlich auch mit solchen der kath. Kirche.
    Eine derartige „Kirchenkonferenz“ könnte somit auch durch ein kulturelles und kulturtouristisches Programm ergänzt werden und so ein bisschen den Blick für ein globaleres Denken öffnen.

    Organisatorisch liesse sich das ohne weiteres machen und auch die Unkosten für Teilnehmer aus dem Westen wären nicht so hoch – da man in der Ukraine ein bisschen billiger lebt.

    Eine derartige Veranstaltung könnte eventuell auch der Vorbereitung für ein künftiges „KIEVER KONZIL“ dienen, bei dem dann die Anliegen der Pfarrer-Initiative in einem „Konzilsdokument“ in einer adäquaten Weise gelöst werden!!!

    Was meinen Sie dazu?

    Mit besten Grüssen aus Kiev
    Ihr Johann Amann

  4. Silvia Brückner aus Deutschland schreibt:

    Lieber Pfarrer Schüller, ich möchte Ihnen persönlich danken für Ihre Reise durch die USA und Ihre Berichte hier. Sie haben viele Gleichgesinnte getroffen und Verbündete gewonnen für unser Anliegen und ich bin sicher, dass die Saat aufgehen und Früchte tragen wird. Nur wann?

    Werden wir Ältere diesen Durchbruch noch erleben? Wird Papst Franziskus wenigstens einen Teil unserer Hoffnungen erfüllen? Diese Fragen bewegen mich zur Zeit ganz persönlich.

    Möge Gott Ihnen Ihre Energie und Ihren wahrhaft heldenhaften Mut erhalten.

    Gott segne Sie und schütze Sie auch auf Ihrer Heimreise.

  5. Johann Amann (Leiter des Projektes "Volksuniversität Kiev") schreibt:

    Eine REFORM SETZT VORAUS, dass man das Ziel kennt – so wie ein Arzt nur jemand heilen kann, wenn er eine Vorstellung von einem gesunden Menschen hat. Kennen wir dieses Ziel? Wie soll die katholische Kirche aussehen, um den Menschen dabei zu helfen, dieses Ziel zu erreichen?

    Das Ziel ist: Der zerrüttete und von Gott abgefallene Mensch soll wieder in den Besitz seiner ursprünglichen Natur kommen und mit Gott eins werden („ein Tempel Gottes werden“). Es geht also um die Wiederherstellung der gefallenen menschlichen Natur.

    Das ist nur möglich durch das Wirken Gottes und dadurch, dass jeder einzelne Mensch seinen Teil der Verantwortung erfüllt und auf das Wirken Gottes antwortet. Die Kirche hat dabei eine UNTERSTÜTZENDE Aufgabe. Sie muss auch im kulturellen und geschichtlichen Kontext gesehen werden.

    Was ist der kulturelle Kontext? Die grossen Weltkulturen durchdringen und beeinflussen sich immer mehr. Deshalb braucht es den Dialog der Weltreligionen – mit dem Ziel, voneinander zu lernen und gemeinsam bei der Heilung der Welt mitzuarbeiten.

    Was ist der geschichtliche Kontext? Der Mensch unserer Zeit möchte auch im Bereich des Glaubens Antworten, die er intellektuell nachvollziehen kann.

    Es gibt in unserer Zeit eine geistige Perspektive, die diesen Forderungen entspricht und das ist die geistige Perspektive des koreanischen Pastors Dr. Sun Myung Moon – das „Göttliche Prinzip“. In diesem werden die Grundprinzipien der Schöpfungsordnung in einer logisch überzeugenden Weise dargelegt und die einzelnen historischen Phasen der Heilsgeschichte erläutert – besonders auch jene, in der wir uns heute befinden.

    Eine SINNVOLLE FORTSETZUNG der notwendigen Reformbewegung ist nur möglich, wenn über die oben erwähnten Fragen nachgedacht wird. Dann werden auch die notwendigen Reformschritte innerhalb der katholischen Kirche klar. So sehe ich das.

    • Silvia Brückner aus Deutschland schreibt:

      Die Pfarrer- Initiative hat ihre Reformziele klar definiert, dh., dass alle Priester der österreichischen und deutschen Pfarrerinitiative diese ihre Ziele KENNEN, dasselbe trift auch auf die Unterstützer zu.

      Was wir ganz sicher nicht brauchen, ist ein gnostisches, leibfeindliches Menschenbild.

      Die Gnosis hat schon genug Unheil angerichtet, als sie das frühe Christentum mit ihrer Leibfeindlichkeit infiltriert hat, daher stammt nämlich die rigide Sexualmoral der katholischen Kirche, die u.a. zu überwinden ein Ziel der diversen Reformbewegungen ist.

      • Johann Amann (Leiter des Projektes "Volksuniversität Kiev") schreibt:

        LEIBFEINDLICHKEIT:

        Ja, es gibt in der kath. Tradition das „gnostische Denken“, das das Geistige und die „Welt der Ideen“ als gut betrachtet und das Physische eher als böse. Dieses Denken hat viel mit dem Platonismus zu tun, der in der kath. Theologie eine nicht unwichtige Rolle spielt.

        Aber es gibt auch das Problem, dass der Mensch von seinen physischen Trieben und Begierden beherrscht wird und dass dadurch viel Chaos in der menschlichen Gesellschaft entsteht – und manche Kulturen deswegen auch untergegangen sind (man denke an das Römische Reich).

        Was wir brauchen ist eine „LeibFREUNDLICHKEIT“, den RICHTIGEN Umgang mit unserem Leib – was aber nicht heisst, dass wir den physischen Trieben und Begierden freien Lauf lassen können. Der Mensch unterscheidet sich in diesem Punkt von der animalischen Welt. In der animalischen Welt hat es das, was wir „Fall des Menschen“ nennen, nicht gegeben – und durch diesen Fall wurde die Beziehung zwischen dem Geistigen und Physischen gestört.

        Worin besteht die richtige Beziehung zwischen Geist und Körper und zwischen Mann und Frau?

        Das ist eine Frage, über die die Pfarrer-Initiative noch viel nachdenken muss! Als Sympathisant tue ich das auch – und ich sage auch meine Meinung dazu, auch wenn sie sich in manchen Punkten ziemlich stark unterscheidet.

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