Cincinnati: Ein Aussitzenwollen der Kirchenreformbewegung wird nicht klappen

Cincinnati Standing_ovationSamstag nachmittags in der Fairview Clifton German Language School in Cincinnati. Das lokale Organisationsteam für The Catholic Tipping Point hatte  für die Conversation mit mir vorsorglich einen außerkirchlichem Ort gesucht, um nicht im letzten Moment umdisponieren zu müssen. Dafür hatte es aber auch keine PR-Unterstützung durch ein bischöfliches Veranstaltungsverbot gegeben und deshalb auch weniger Vorausmeldungen in den Medien. Jetzt herrscht Erleichterung. Die Menschen kommen trotzdem in großer Zahl. Deborah, eine junge Frau, eröffnet die Veranstaltung. Mit klaren, entschiedenen Worten kommt sie rasch zur Sache. Alle im Raum spüren, dass es unsinniges Gerede ist, wenn Bischöfe behaupten, diese Themen würden nur eine alt werdende „Generation Vaticanum II“ interessieren. Die Conversation verläuft lebendig und engagiert. Deborah schließt mit ebenso klaren Worten ab. Diese Generation wird im Einsatz für eine offene Kirche noch einen Zahn zulegen. Und sich nicht durch die Kirchenleitung aussitzen lassen.

Am nächsten Morgen sonntägliche Eucharistiefeier in einer Pfarrgemeinde. Mittendrin eine Taufe. Die jungen Eltern fühlen sich hier zu Hause. Man kennt sie, und sie werden von der Gemeinde und von deren Priester bei der Taufe ihres Kindes liebevoll begleitet. Nach dem Gottesdienst kommen viele Junge und Alte im Vorraum der Kirche zu mir und bringen ihre Unterstützung zum Ausdruck. Sie wissen, dass wir uns für überschaubare Pfarregemeinschaften an der Basis einsetzen.

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4 Antworten zu Cincinnati: Ein Aussitzenwollen der Kirchenreformbewegung wird nicht klappen

  1. Johann Amann (Leiter des Projektes "Volksuniversität Kiev") schreibt:

    Man könnte sich fragen, ob sonntägliche Gottesdienste, Taufen und andere christliche Feiern nicht auch von Laien geleitet werden können? Braucht es dazu wirklich einen Amtspriester?….Nur zum Konsekrieren der Hostien?…Warum können diese nicht an einem zentralen Ort konsekriert und dann in lokale Gemeinschaften gebracht werden (so wie man diese früher einmal zu Kranken gebracht hat), wo dann Laien das Weitere machen?…

    Läuft die Pfarrer-Initiative nicht auf eine Stärkung der Amtskirche hinaus – auch Pfarrer sind kirchliche Amtsträger?….Ist die Amtskirche wichtiger oder das Engagement der Laien mit ihren Familien und jungen Menschen?…Sind dem Engagement von Laien in der Kirche von Papst Franziskus (dessen Schutzpatron Franz von Assisi ein Laie war) und zahlreicher reformfreudiger Bischöfe Grenzen gesetzt?….Könnte es das Ziel der Pfarrer-Initiative sein, auch die Pfarrer überflüssig zu machen?…Gilt das Motto „Möglichst wenig Amt und Beamte“ auch für die Kirche?…Für die Verkündigung des Wortes Gottes braucht es heute keine Kirchen und Kanzeln mehr!…

    • Silvia Brückner aus Deutschland schreibt:

      Das, was Sie vorschlagen, gibt es heute schon, nämlich die von Laien gehaltenen Wort – Gottes – Feiern an Sonn- und Feiertagen (ich habe seit kurzem auch die Beauftragung vom Bischof dazu).

      Nun ist aber die Eucharistiefeier das Herzstück des katholischen Glaubens und die darf nur ein geweihter Priester halten ( nebst der Spendung diverser anderer Sakramente).

      Auch darf man nicht vergessen, dass die Laien, die Wort – Gottes – Feiern halten, meist noch einen Hauptberuf haben ( das Halten von Wort – Gottes – Feiern ist ehrenamtlich) und die Vorbereitung eines ansprechenden Gottesdienstes sehr zeitaufwändig ist.

      Ich mache diesen Dienst gerne, aber jeden Sonntag wäre mir zuviel.

      Es finden sich für diesen Dienst auch nur wenige Leute bereit, in meiner großen Pfarrei bin ich die Dritte.

      • Johann Amann (Leiter des Projektes "Volksuniversität Kiev") schreibt:

        Es gibt in der kath. Kirche grob gesprochen zwei Tendenzen: die eine betont sehr stark das „sakramentale Christentum“ und die andere das gemeinschaftliche Leben.

        Beim „sakramentalen Christentum“ – das stark alttestamentliche Züge hat – spielt der Priester eine wichtige Rolle. Mit dem Kommen von Jesus vor 2000 Jahren ist das alttestamentliche Priestertum (bei dem der Priester eine Mittlerfunktion zwischen Gott und dem Menschen inne hatte) zu Ende gegangen. Der persönliche Glaube an Jesus als den Messias – was der damaligen Priesterkaste schwer fiel, weil sie eine andere Vorstellung vom Messias hatte (und ihn deshalb auch als Irrlehrer bezeichnete und seinen Tod forderte) – wurde der entscheidende Punkt. Und somit hat das alttestamentliche Priestertum mit dem Kommen Jesu an Bedeutung verloren.

        Das Ziel der Heilsgeschichte ist die Wiederherstellung der Beziehung des Menschen zu Gott und der Beziehungen der Menschen untereinander mit Gott im Zentrum (aufgrund des „Sündenfalls“ wurden auch diese Beziehungen gestört). Und das ist eine Sache, die sich im Herzen des Menschen abspielt und die mit Liebe und Dienst am Nächsten zu tun hat. Das war die Botschaft Jesu.

        Es hat den Anschein, dass sich die kath. Kirche an einem Wendepunkt befindet: dass das neutestamentliche Denken, bei dem der persönliche Glaube an Jesus und die Zuwendung zu den Mitmenschen zentral ist, mehr in den Vordergrund kommt.
        Und somit verliert auch das „sakramentale Christentum“ – und damit auch die besondere Stellung des Priesters als „Sakramentenspender“ – an Bedeutung und wichtig werden Personen, die wie Väter und Mütter (oder im Idealfall wie Eltern) eine Gemeinschaft aufbauen und leiten.

        Eine christliche Gemeinschaft wird dann zu einer Familie, wo jeder – vor allem auch der reife, ältere Mensch – seinen Platz und seine Aufgabe hat. Das Durchführen von Zeremonien (und auch „Spenden von Sakramenten“) spielt dann eine eher symbolhafte und untergeordnete Rolle.

        Es sieht so aus, dass mit Papst Franziskus eine neue Phase in der kath. Kirche anbrechen könnte. Ich denke, dass die Pfarrer-Initiative ihre Ziele im Hinblick auf das Pontifikat von Franziskus noch einmal neu überdenken sollte!…

      • Silvia Brückner aus Deutschland schreibt:

        Das sind interessante Überlegungen. Aber egal, in welche Richtung sich die Kirche entwickeln wird, es kann nicht alles ehrenamtlich gemacht werden.

        Der/ die Gemeindeleiter/in muss tagsüber erreichbar sein und hat so viele verschiedene Aufgaben, dass dafür nur Hauptamtliche in Frage kommen. Also entsteht schon alleine dadurch eine gewisse Hierarchie, mit oder ohne Weihe.

        Und wer die letztendliche Verantwortung für die Gemeinde hat, muss auch die endgültige Entscheidungsbefugnis haben, das ist in jedem weltlichen Bereich genauso.

        Den Priester nur noch als „Sakramentenspender“ sehen, möchte ich nicht. Auch möchte ich nicht die Sakramente „abschaffen“.

        Worüber man meiner Meinung nach nachdenken kann ist, ob die Sakramente nur von einem geweihten Priester gespendet werden dürfen und ob Gemeindeleitung nur von einem Priester ausgeübt werden kann.

        Dies würde zu einer Neuordnung des Priesterberufes führen bis hin zu der Frage, ob man am Weihepriestertum festhalten will und muss.

        Das Weihepriestertum wird auch unter Papst Franziskus für Frauen verschlossen bleiben, wie er auf der Rückflug von Rio vor der Presse sagte.

        Ich bedauere dies ausdrücklich, aber so ist nun mal der status quo.

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